Die Chronik des Musikvereins

     

350 Jahre Stadtmusik in Ehingen

1868
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Am 12. Mai 1668 wurde der Schrein mit den Reliquien des hl. Märtyrers Florentius vom Konvent der Franziskaner in Ehingen von der Klause im Groggental zum Riedlinger Tor am Ochsenberg und von dort in feierlicher Prozession zur St. Blasiuskirche begleitet.
In der Gruppe 5 der Prozession wird unter anderem auch das städtische Musikkorpsaufgeführt. Diese Urkunde darf als ältester Nachweis für das Bestehen einer Stadtkapellein Ehingen gewertet werden.

1817
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Erst im Jahre 1817 taucht wieder ein urkundlicher Nachweis einer Musikkapelle auf. Auf einem Bild im Ehinger Museum findet man eine Darstellung, wie nach den großen Hungerjahren ein erster Garbenwagen am 28. Juli 1817 feierlich eingeholt wird. Darauf erkennt man auch eine Stadtmusik in einheitlicher Kleidung.

1879 Metallharmonie
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Am 10. Mai 1879 hat der Gemeinderat der Stadt die Leitung der damaligen „Metallharmonie“ Herrn Modest Raizner übertragen. Modest Raizner entstammt einer alten Musikerfamilie,deren Vorfahren seit 1696 in Griesingen ansässig waren und deren Musikkapelle schon sehrfrüh weithin bekannt war. Modest Raizner leitete 40 Jahre die Ehinger Metallharmonie. Von seinen vielen Kompositionen sind heute noch sein Trauermarsch und seine Prozessionsmärsche zu hören.

1919 Neuaufbau
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Der Neuaufbau der Stadtkapelle nach dem Ersten Weltkrieg wurde vom Gemeinderat im Jahre 1919 dem jüngsten Sohn des Modest Raizner, Herrn Karl Raizner, übertragen. Vorbild für die Besetzung waren die damaligen Militärkapellen. Sie waren ca. 25 Mann stark und hatten reine Blechbesetzung.

1921 Vereinsgründung
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Nach einem Aufruf im „Volksfreund für Oberschwaben“ waren am 10. August 1921 im Gasthaus „Hirsch“ 82 Mitglieder anwesend. Die Namensgebung des Vereins wurde Kapellmeister Raizner überlassen. Seitdem glänzt die Lyra, das Zeichen der Musik, über allen Aktivitäten des Vereins und unserer Musikkapelle. Paul Kretz wurde zum ersten Vorstand gewählt, Kapellmeister war Karl Raizner.

1922 Erstes Wertungsspiel
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Bereits am 10. Juni 1922 nahm die Musikkapelle mit 15 Musikern an einem Wertungsspiel in Burgrieden teil und erspielte einen 1a Preis. Gelobt wurde ihre tadellose Haltung, dasgeordnete und sichere Auftreten. In Ehingen wurden die Musiker stürmisch empfangen und gefeiert. Auch in den folgenden Jahren nahm die Kapelle an weiteren Wertungsspielenteil und erreichte immer ansehnliche Ergebnisse. Die Preise wurden in der Unteren Stadtbei Kürschnermeister Ertle ausgestellt und dann im Vereinslokal im Hirsch aufbewahrt. Vielfältig waren in dieser Epoche die Verpflichtungen der Kapelle. Dazu gehörten insbesondere die jährlichen Weihnachtsfeiern, Gartenkonzerte, Waldfeste und das Zusammenspiel mit der Bürgerwache vor allem am Fronleichnamstag.

1924 Erste Musikeruniform
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Im Jahre 1925 erhielt die Musikkapelle mit ihren 17 Musikanten ihre erste Uniform.

1931 Fahnenweihe
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Höhepunkt im Vereinsleben in dieser Zeit war das 10-jährige Stiftungsfest mit Fahnenweihe am 29. und 30. August 1931. Das Fest wurdegemeinsam mit der Bürgerwache mit dem Großen Zapfenstreich auf demMarktplatz eröffnet. 

    

Bürgermeister Dr. Hans Henger schilderte in einer großen undbedeutenden Festrede die Geschichteder Stadtkapelle und die Entwicklung des musikalischen Lebens in Ehingenunter besonderer Würdigung derVerdienste der Familie Raizner. 17 Gastkapellen bildeten einen würdigen Rahmen.

1933 Generalversammlung
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Seit der Generalversammlung am 22. März 1933 werden bei runden Geburtstagen, Silbernen und Goldenen Hochzeiten Ständchen gespielt. 
Während des Zweiten Weltkrieges war das Vereinsleben fast völlig erloschen, alle jüngeren Musiker wurden zum Kriegsdienst eingezogen.
Im Jahre 1943 drohte von Seiten der Partei die Liquidation des Vereins. Vorsorglich wurde der Kassenbestand unter den Mitgliedern verteilt.

1946 Wiederzulassung
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1946 konnte von der französischen Militärregierung die Wiederzulassung des Musikvereins erreicht werden. Bei der Gründungsversammlung wurde Alfred Klumpp- über 20 Jahre aktiver Musiker – zum ersten Vorstand gewählt. Der Verein hatte zu diesem Zeitpunkt 180 Mitglieder. Die wiedererstandene Musikkapelle musste jedoch bedauerlicherweise bei ihrem ersten Auftritt ihrem langjährigen Kapellmeister Karl Raizner die letzte Ehre erweisen. Er war nach langem Krankenlager am 6. Mai 1946 verstorben.